Da muss man natürlich aufpassen, dass man jetzt nicht Mitgefühl verliert, „Ist alles gut, wenn du leidest, dann ist das irgendwo gut für dich.“ Aber ich meine, es ist irgendwo eine hilfreiche zusätzliche Einstellung, wenn man sich bemüht, anderen zu helfen, zu wissen, „Auch wenn ich Menschen nicht so helfen kann, dann ist es trotzdem irgendwo sinnvoll.“ Ursula hat mir vorher erzählt, sie hat ja jetzt die Ausbildung gemacht als Sterbebegleiterin und dann eben auch praktisch im Praktikum großes Leiden dort miterlebt. Und dort als Sterbebegleiter, ist schon mal interessant, man weiß, man kann dem Menschen jetzt nicht vom Tod abhalten. Man will versuchen, irgendwo zu begleiten und zu helfen, den Übergang dort irgendwo würdig zu gestalten, wenn man es vielleicht so herum sagen kann und dabei Menschen irgendwo beizustehen. Aber dort ist riesen Leid dabei. Und gerade vor kurzem hat mir eine Krankenschwester gesagt, sie war auf der Kinderstation und zwar auf der inneren Abteilung. Wisst ihr, was innere Abteilung für Kinder heißt? Da sind die krebskranken Kinder. Und dort stirbt jedes vierte. Und was da Ärzte und Krankenschwestern dort mitmachen, das kann man, glaube ich, gar nicht so einfach ermessen. Oder vor einiger Zeit hatte ich mal in der „Psychologie heute“ irgendwo so einen Artikel gelesen und da wurde unter anderem irgendein Therapeut kritisiert, weil irgendeiner, der mal sein Seminar besucht hat, Selbstmord begangen hat oder Suizid begangen hat, wie man das heute nennt. Und dann kam nachher so ein Leserbrief und der hat gesagt, er wüsste jetzt über diese Therapieform nichts, aber er würde keinen niedergelassenen Psychotherapeuten kennen, bei dem nicht schon ein Klient Selbstmord begangen hätte. Da bin ich zusammengezuckt, als ich das dort gelesen hatte. Auch damit muss man als Psychotherapeut umgehen. Man hat jemanden in Behandlung und der begeht Suizid. Wir kommen in Kontakt mit Leiden und trotzdem steht diese Behauptung da und diese Behauptung heißt eben auch, dass der Sinn des Lebens nicht nur ist, glücklich zu sein und Sinn des Lebens heißt nicht nur, ein normales Leben zu führen. Irgendwo, gestern habe ich einen Workshop in Unterhaching bei München gegeben und da war eine Mutter und die Mutter hat ein Kind gehabt mit Downsyndrom und das Kind war auch dort. Und jetzt zu sagen, ist das jetzt ein unwertes Leben, wie wir aus einer sehr unschönen Zeit mal gehört haben. Selbstverständlich nicht. Also, wir haben in Bad Meinberg auch so ein Kind, das kommt regelmäßig. Und irgendwo, der erfährt Dinge, die wir nicht erfahren. Und der hat dort eine ganz andere Welterfahrung als wir. Und diese Welterfahrung, die er hat, ist eine sehr wichtige. Es gibt auch dieses Buch, „Die drei Lichter der kleinen Veronika“. Kennt das jemand? Von dem Manfred Küber geschrieben. Und das ist sehr spirituell, aber schon Roman. Und dort gibt es eben die kleine Veronika und die hat auch einen Spielgefährten, der ist geistig behindert und der ist eigentlich - da geht es auch um frühere Leben - im früheren Leben war er schon ein großer Heiliger und er wollte in diesem Leben noch mal einen ganz großen Schritt machen und dazu war es notwendig, dass er irgendwo geistig behindert ist, damit er die Erfahrungen machen kann, die notwendig sind, um die letzten Schritte zu gehen.