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14. Dezember 2008 7 14 /12 /Dezember /2008 10:04

In der Vedanta Philosophie gibt es das Modell der 3 Körper bzw. 5 Hüllen.

Sthula Sharira ist der physische Körper, der grobstoffliche (Sthula) Körper (Sharira). Er wird auch als Annamaya Kosha bezeichnet, als aus Nahrung (Anna) gemachte (maya) Hülle. Er besteht aus den Elementen Erde (Festes), Wasser (Flüssiges), Feuer (Körpertemperatur), Luft (Gasförmiges) und Äther (elektromagnetische Prozesse). Er ist den Vorgängen Geburt, Wachstum, Reife, Alter, Krankheit und Tod unterworfen.

Sukshma Sharira ist der feinstoffliche (Sukshma) Körper (Sharira), auch Linga (strahlend) Sharira, also Astralkörper genannt, weil er in veränderten Bewusstseinszuständen als Lichtkörper wahrgenommen werden kann. Der Astralkörper besteht aus 3 Schichten (Koshas):

Pranamaya Kosha, die Energiehülle: Hier sind die Lebensenergien (Pranas) mit den Chakras (Energiezentren) und Nadis (Energiekanäle)

Manomaya Kosha, die emotional-geistige Hülle: Hier sind die Jnana Indriyas (5 Wahrnehmungsorgane: sehen, hören, riechen, schmecken, tasten), die Karma Indriyas (5 Handlungsorgane: gehen, greifen/verändern, aufnehmen, ausscheiden, fortpflanzen), Manas (einfaches Denkprinzip mit den Emotionen), Chitta (das Unterbewusstsein) mit den Samskaras (Eindrücke, Fähigkeiten, Neigungen, Erinnerungen) und Vasanas (Wünsche, Anhaftungen)

Vijnanamaya Kosha, die Hülle der Erkenntnis mit Buddhi (Vernunft, Urteils- und Entscheidungsvermögen) und Ahamkara (Ego, Ich-Bewusstsein)

Karana Sharira ist der Kausalkörper, die Ursache (Karana) für alle anderen Körper. Hier sind die Samen von Avidya, der Unwissenheit. Hier spiegelt sich aber auch die Wonne des Selbst, weshalb Karana Sharira auch Ananadamaya Kosha genannt wird, die aus Wonne gemachte Hülle. In Karana Sharira spiegelt sich auch intuitive Erkenntnis, und von hier kommt der Ruf nach spiritueller Vollkommenheit. In der Karana Sharira ist auch der Sitz des Karmas: Hier sind alle künftig noch zu lernenden Lektionen. Die Karana Sharira geht schon jenseits der normalen Konzepte von Zeit und Raum. Man kann auch sagen: in der Karana Sharira ist der gesamte Lehrplan für all unsere Inkarnationen abgespeichert, wobei der Lehrplan immer wieder neu angepasst wird.

 

Aus diesem Modell kann man also die Frage danach, wer sich überhaupt inkarniert, wie folgt beantworten: Der Astralkörper (Sukshma Sharira) inkarniert sich zusammen mit dem Astralkörper (Karana Sharira) immer wieder von Neuem in einem physischen Körper (Sthula Sharira). Das Selbst (Atman) identifiziert sich dabei mit dem physischen Körper und dem Astralkörper. Wenn ich im weiteren Verlauf dieses Buches von „Seele“ spreche, meine ich Sthula Sharira zusammen mit der Karana Sharira.

 

Da Erinnerungen, Persönlichkeit, Wünsche, Fähigkeiten etc. zum Astralkörper gehören, nehmen wir diese mit, wenn wir sterben. Tod ist wie das Verlassen eines Autos oder das Ausziehen von Kleidung. Wenn wir aus einem Auto aussteigen oder abends die Kleidung ausziehen, bleiben wir doch der gleiche. Allerdings setzt im Moment der Geburt ein Gedächtnisschwund ein, und die meisten konkreten Erinnerungen an frühere Leben können nicht mehr so einfach ins Bewusstsein geholt werden. Die Fähigkeiten und Persönlichkeit dagegen sind schon da, und werden dann im Lauf des Lebens manifest bzw. entwickeln sich weiter.

 

Das Ziel aller Leben ist, sich dieses Atmans bewusst zu werden, die Höchste Wirklichkeit zu erfahren. Wir inkarnieren uns solange, bis wir die Identifikation mit physischem und Astralkörper überwunden haben.

Und da unsere wahre Natur Unendlichkeit, Vollkommenheit und Einheit ist, erreichen wir das, indem wir auch auf der relativen Ebene uns schrittweise vervollkommnen, aus dem Gefühl der Einheit heraus Liebe zu allen Wesen entwickeln, uneigennützigen Dienst an alle Wesen leben, Wunschgebundenheit und Verhaftungen überwinden, und in Meditation und spirituellen Praktiken die Fesseln des Geistes transzendieren. Dies erreichen wir nicht in einer Inkarnation, das braucht viele Leben.

 

Das Sharira-Kosha-Modells reflektiert teilweise die Darwinsche Evolutionstheorie des Lebens, ergänzt sie aber auch:

zuerst gab es auf der Erde nur die physische Materie, entsprechend der Sthula Sharira

dann haben sich die Pflanzen entwickelt, welche die Pranamaya Kosha entwickelt haben, also eine lebendige Lebenshülle haben

dann kommen die Tiere hinzu, welche die Manomaya Kosha entwickeln, also Sinneswahrnehmungen haben, sich bewegen können, denken und fühlen können sowie Gedächtnis, Neigungen und vieles mehr haben

die Menschen haben die Vijnanamaya Kosha entwickelt, haben also die Fähigkeit zu Vernunft, freiem Willen, Urteilskraft und Ichbewusstsein

die Aufgabe des Menschen ist, sich weiterzuentwickeln Zugang zu finden zur Karana Sharira und damit zu Intuition, uneigennützige Liebe, Verbundenheit mit allen Geschöpften und mit dem Göttlichen

das Ziel allen Strebens ist es, alle Koshas und Shariras zu transzendieren und die ursprüngliche Einheit zu erfahren

 

Die biologische Evolutionstheorie spricht natürlich von der kollektiven Evolution. Die yogische Evolutionstheorie ergänzt sie durch die Vorstellung der individuellen Evolution: Ab dem Tierreich gibt es eine individuelle Seele, auch wenn sie sich zunächst ihrer Individualität nicht bewusst ist. Und diese Seele inkarniert sich von einem Körper zum nächsten. Es heißt, dass die Seele sich 8.400.000 Mal in Tierkörpern inkarniert, bevor sie sich zum ersten Mal als in einem menschlichen Körper inkarniert. Dann inkarniert sie sich viele Tausend Mal in einem menschlichen Körper, bevor tiefere Frage im leben wichtig werden: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist das Ziel des Lebens? Gibt es eine Höhere Wirklichkeit? Wenn ja, wie kann ich sie verwirklichen?“ Bis diese Fragen drängend werden, verläuft die Evolution mehr oder weniger automatisch ab, und der Mensch macht wenig Gebrauch von seinem freien Willen. Ab dem Moment, wo diese spirituellen Fragen immer wichtiger werden, kann man mit seinen Handlungen bewusst seinen spirituellen Fortschritt beschleunigen oder verlangsamen.

Nachdem ich in diesem Kapitel das Konzept der Reinkarnation in einen breiten Kontext gestellt habe, möchte ich jetzt konkreter werden, und insbesondere praktische Ratschläge für den Umgang mit dem Tod geben. Ich hoffe, dass diese Ratschläge für einen selbst hilfreich sind, und dass sie dem Leser dazu verhelfen, anderen helfen zu können. Diese Ratschläge stammen natürlich aus dem Yoga, können aber auch durch andere spirituelle Traditionen bereichert werden. Sie sind nicht nur für diejenigen gedacht, die Meditation üben, sondern für jeden, der für Spiritualität offen ist.

 

Mehr zu dem Sharira-Kosha Modell im Buch von Swami Vishnu-devananda „Das Große Illustrierte Yoga-Buch“

Mehr zur Pranamaya Kosha in meinem Buch „Die Kundalini Energie erwecken“, Kailash Buch im Heinrich Hugendubel Verlag, München 2007

Mehr zur yogischen Evolutionstheorie in meinem Buch „Die Kundalini Energie erwecken“, Kailash Buch im Heinrich Hugendubel Verlag, München 2007

 

Auszug aus dem unveröffentlichten  Buch "Karma und Reinkarnation" von Sukadev Bretz

 


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